Seitdem ich denken kann, wollte ich Schauspielerin werden. In meinen Tagträumen tauchte ich in die Welt der Stars ein. Ich spielte in Filme mit und überlegte welches Abendkleid ich zu welcher Veranstaltung trage und wie meine Frisur aussehen würde. Hinter meiner verschlossenen Kinderzimmertür spielte ich verschiedene Szenen nach. Beim Schultheater hatten meine Freundin und ich sogar einen Comedy-Auftritt.
Mit Anfang Zwanzig bekam ich dann eine kleine Rolle in einer Reality Show, die auf Mallorca gedreht wurde. Außerdem war ich sechs Jahre treue Komparsin bei einer Fernsehserie. Aber die richtigen Angebote blieben aus und irgendwie hatte ich auch ein bissen Angst davor.
Mein Mann war immer etwas eifersüchtig, aber er stellte sich mir nie in den Weg. Er unterstütze mich sogar bei meinem Schauspielunterricht. Doch dann bekam ich einen Dreh, der alles in Frage stellen sollte. Aufgrund der langen Dreharbeiten war ich stundenlang nicht erreichbar. Zudem wurde ich massiv bedrängt, was ich in den sechs Jahren nie erlebt hatte und als ich meinen Mann endlich anrufen wollte, ging mein Telefon aus. „Klasse“, dachte ich.
Zu Hause angekommen war es gegen eins in der Nacht. Als mir mein Mann entgegenkam, sah ich sein trauriges Gesicht. Und ich erinnerte mich an meine vorherige Beziehung. Da war ich diejenige, die gelitten hat und die ohnmächtig mit ihren Gefühlen jonglierte. Ich wusste, dass sich mein Mann mir nie in den Weg stellen würde, aber ich wollte nicht, dass er das durchmacht, was mir wiedererfahren war. Mir wurde wie ein Spiegel vorgehalten.
So beschloss ich, aufzuhören. Ich betete: „Vater, bitte hilf mir, diesen Traum loszulassen.“
Keine Woche verging, als ich einen neuen Anruf von der Agentur bekam: „Wir haben fünf Drehtage für Sie.“ „Was??? Gott, hast du mich falsch verstanden?“ Es war schon schwer genug, gegen diese Tagträume anzukämpfen und jetzt auch noch das. Natürlich sagte ich ab. Ein paar Wochen später - der Wunsch war immer noch in mir - fuhr ich wie üblich zu meiner Ausbildungsschule nach Leipzig. Ich glaubte meinen Augen nicht: Das Filmteam dreht vor meiner Schule? Ich sah nach oben und sagte: „Gott, echt jetzt? Nimm mir bitte diesen Dolch aus meiner Brust!“ Das Team erkannte mich und fragte: „Hi Steffi, wann kommst du wieder?“ „Ach ich muss viel lernen, wahrscheinlich gar nicht mehr.“ Mein Herz schmerzte.
Auf der Rückfahrt schimpfte ich mit Gott, ich hörte mich bestimmt wie ein Teenager an. An einer Ampel sah ich ein Bärchenaufkleber auf dem Auto vor mir und ich erinnerte mich, dass ich im Kinderhospiz Bärenherz ehrenamtlich arbeiten wollte. Etwas schnippisch gab ich zu: „Ja, ich weiß, ich wollte dort arbeiten, jetzt habe ich ja die Zeit dafür.“
Doch als ich um die Kurve fuhr, durchdrang mich eine Art von Licht und es erschien mir deutlich: „Nein, ich mach ein eigenes Kinderhospiz auf!“ Tränen rannten über mein Gesicht. Ich fühlte mich von Gottes Liebe so stark umarmt. Und weißt Du was, mein Traum, Schauspielerin zu werden, war von dieser Sekunde an weg und kam nie wieder!
Als ich endlich zu Hause ankam, rief ich sofort meinen Mann an: „Schatz, ich weiß jetzt, was ich wirklich will, Gott hat es mir gezeigt!“ Am nächsten Tag hatte ich bereits den Namen dafür Nimmerland.
Vor zwei Jahren habe ich im Kinder- und Jugendhospiz Halle meinen Familienbegleiter abgeschlossen und dabei viele tolle Menschen kennenlernen dürfen. Eine liebe Bekannte hat ihr Leben Gott gegeben. Und eine weitere wunderbare Person hat wieder zu Gott gefunden.
Ich selbst fühle mich noch in der Warteschlage, mal sehen, wann es los geht. In der Bibel wartet Abraham immerhin Jahrzehnte auf die Verheißung, die ihm Gott gegeben hat. Da habe ich noch etwas Spielraum.
In der Bibel steht: „Der Mensch plant seinen Weg, aber der HERR lenkt seine Schritte“, Sprüche 16, 9.
Dem kann ich nur zustimmen. Gott kennt Dich so viel besser als Du Dich selbst und das ist auch gut so.