Gottes Liebe besiegte meine Wut
Wie Du vielleicht schon von meinen vorherigen Erzählungen weißt, gibt es in meiner Familie auch nicht nur Sonnenscheinmomente.
Mein Mann brachte zwei Kinder mit in die Ehe. Ein Junge, er war damals neunzehn und ein Mädchen, sie war vierzehn. Dass das nicht immer einfach ist, kannst Du Dir vielleicht vorstellen. Mit meinem Stiefsohn kam ich eigentlich immer sehr gut aus. Er ist wie der kleine Bruder, den ich immer haben wollte. Meine Stieftochter liebe ich zwar auch wie eine kleine Schwester, doch war und ist es mit ihr manchmal etwas schwieriger.
Wir hatten wirklich schöne Zeiten, die immer mal durch Streit und Missverständnisse getrübt wurden. Einmal war es so schlimm, dass es mir nicht gelang, die Wut auf meine Stieftochter zu verringern. Ich baute Mauern auf, sodass mich kein Wort mehr verletzten konnte. Doch mit einer spontanen Aktion, brachte Gott meine Wut mit samt der Mauer zum Einsturz.
Es war im Frühjahr 2018. Wir standen gerade übermüdet von der Geburtstagsfeier unserer Freunde im Badezimmer mit der Zahnbürste im Mund, als mein Stiefsohn zur Haustür reinkam, um uns mitzuteilen, dass meine Stieftochter, damals neunzehn Jahre, mit dem Zug zu uns unterwegs war.
„Oh nein“, dachte ich. Wenn ich eines nicht bin, dann ist es spontan und außerdem war ich ja noch wütend auf sie. Ich weiß, in der Bibel steht, dass man nur einen Sonnenaufgang oder -untergang zornig sein darf – das waren bei mir deutlich einige mehr. Am liebsten wäre ich zu meinen Eltern gefahren, aber vor der eigenen Stieftochter zu flüchten, kam mir doch etwas zu kindisch vor.
So nahm ich meine Hunde und ging unseren morgendlichen Spaziergang. Auf unseren Spaziergängen bete ich normalerweise viel - doch das einzige Gebet, was ich herausbekam, war: „Hilf mir Herr! Hilf mir!“ Ich betete es ca. eine halbe Stunde. Dann spürte ich, wie sich im wahrsten Sinne mein Herz umdrehte, aber auf eine schöne Weise.
Meine Wut war plötzlich weg und ich spürte in meinem Herzen nur noch Liebe für meine Stieftochter. Alles war verziehen, ich wollte nur zu ihr und sie umarmen. Gott sprach zu mir: „Sie braucht mich. Ich möchte durch dich für sie da sein.“ Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ja, ich konnte es kaum erwarten, sie in meine Arme zu nehmen.
Wir hatten wirklich ein wunderschönes Wochenende. Am Sonntag ist sie extra länger geblieben, um mit uns in den Nachmittagsgottesdienst zu gehen und – sie fing mitten im Lobpreislied an zu weinen. Das hat mich so berührt.
Auf unserem Lebensweg begegnen wir vielen Hürden, doch hör auf, Umwege zu gehen, weil Du Angst hast vor dem Springen. Fang damit an, auf Gott zu vertrauen und über diese Hürden zu springen, denn Gott ist nicht nur unser Sprungbrett, sondern auch der, der uns auffängt.